90 Prozent aller Erektionsstörungen organisch

Über die Ursachen von Erektionsstörungen kursieren viele Märchen. Das bekannteste: Erektionsstörungen hätten meist psychische Ursachen. Wahr ist: Studien belegen, dass bis zu 90 Prozent aller Erektionsstörungen durch organische Ursachen zu erklären sind. Diese allerdings sind sehr vielfältig.

Aktuelles zu Erektionsstörungen
Studie:  Erektionsstörungen als Frühwarnzeichen für Atherosklerose (PDF)
Fortbildung:  Erektile Dysfunktion als Marker für generalisierte Arteriosklerose (PDF)

 

Aktuelle Studie: Erektionsstörungen als Frühwarnzeichen

Erektionsstörungen sind oft ein Frühwarnzeichen für ernsthafte Erkrankungen der Blutgefäße. Das belegt auch eine aktuelle Studie (Dezember 2019) des Zentrums für Erektionsstörungen. In 4 von 10 Fällen entdeckten Prof. Dr. Nicolas Diehm und Kollegen bei computertomografischen Angiografien (CTA) zur Diagnose erektiler Dysfunktion bislang nicht diagnostizierte Befunde, die weitere Abklärungen oder Behandlungen erforderten. Dabei handelte es sich in 37,5 Prozent der Fälle (85 von 200 Männern) um Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Bei 8 Männern (4,25 Prozent) konnten Aussackungen der Bauchschlagader (aorto-iliakale Aneurysmen) nachgewiesen werden, in einem Fall ein Gefäßverschluss (Embolie). Fettleber (Lebersteatose), Darmaussackungen (Darmdivertikulose) und Prostatavergrößerungen waren weitere Zufallsbefunde.

Für die im Dezember 2019 in Swiss Medical Weekly veröffentlichte Studie werteten die Experten die Daten von 200 Männern aus, die sich zur Abklärung von Erektionsstörungen einer CTA unterzogen hatten. Das Durchschnittsalter der Männer betrug gut 60 Jahre (+/- 12 Jahre). Bei 90 Prozent der Männer (181 von 200) konnten Durchblutungsstörungen der erektionsbezogenen Arterien als Ursache von Erektionsstörungen diagnostiziert werden.

Die Studie als PDF:  Incidental findings during computed tomographic angiography diagnostic work-up in patients with arteriogenic erectile dysfunction

 

Erektile Dysfunktion als Sentinel-Erkrankung

Auch eine weitere Arbeit bewertet Erektionsstörungen als wichtigen frühen Marker für bisher unerkannte Erkrankungen. Dr. Vignes Mohan (Max Grundig Klinik Brühl) und Prof. Dr. Nicolas Diehm bezeichnen erektile Dysfunktion in CARDIOVASC 2019/19 als Sentinel-Krankheit. So nennen Mediziner Krankheiten, die auf mögliche weitere Erkrankungen hindeuten. Beispielsweise berichten 70 Prozent aller Männer mit nachgewiesener koronarer Herzerkrankung (KHK), dass sie lange vor der Diagnose auch Erektionsstörungen erlebt haben.

Darüber hinaus sei erektile Dysfunktion alles andere als eine Lifestyle-Erkrankung, schreiben Mohan und Diehm. Vielmehr handele es sich ein medizinisch hoch relevantes Problem bei Männern mittleren Alters, das häufig relevante Komorbiditäten aufweise und als ein sehr wichtiges Markersymptom für Arteriosklerose dienen könne.

PDF-Download:  Angiologische Abklärung und neue Behandlungsansätze: Erektile Dysfunktion – ein Marker für generalisierte Arteriosklerose

Durchblutungsstörungen häufigste Ursache von erektiler Dysfunktion

Ein steifer Penis ist ein prall mit Blut gefüllter Penis. Von daher ist leicht nachzuvollziehen, dass ein Großteil aller Erektionsstörungen eine Folge von Durchblutungsstörungen ist. In fast der Hälfte der Fälle sind das Gefäßverengungen durch Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Wenn die den Penis versorgenden Arterien durch Plaques verengt sind, gelangt nicht mehr ausreichend Blut in Schwellkörper – und die Erektion kommt nicht oder nur unzureichend zustande.

Diabetes schädigt Blutgefäße und Nerven

Weitere 30 Prozent der Erektionsprobleme sind eine Folge von Diabetes. Das hat vor allem zwei Gründe. Erstens schädigen langfristig hohe Blutzuckerwerte die Blutgefäße und verschlechtern so die Durchblutung. Zweitens geht schlecht behandelte Zuckerkrankheit mit einem fortschreitenden Verlust an feinen Nervenfasern einher. Dadurch wird die glatte Muskulatur in den Blutgefäßen weniger stark angesteuert und die Empfindlichkeit des Penis herabgesetzt. Mediziner sprechen von diabetischer Neuropathie.

 


Ursachen von erektiler Dysfunktion

Erektionsstörungen durch Medikamente

Auch Medikamente können Erektionsstörungen verursachen. Das gilt vor allem für psychisch wirksame Medikamente. Libidoverlust und Erektionsprobleme sind häufige Nebenwirkungen der meisten Antidepressiva oder Neuroleptika. Das gilt ebenso für einige Antiepileptika wie beispielsweise Carbamazepin und Phenytoin sowie Antiandrogene wie Androcur und Finasterid. Auch starke Schmerzmittel wie Morphin oder Fentanyl sowie Medikamente gegen Prostatavergrößerung oder Blasenschwäche stören die Erektionsfähigkeit. Insgesamt machen medikamentenbedingte Erektionsstörungen etwa 15 Prozent aller Fälle aus.

Blutdrucksenkende Medikamente und Erektion

Nicht alle blutdrucksenkenden Medikamente wie Betablocker, Diuretika oder ACE-Hemmer haben negativen Einfluss auf die Erektion. Die Nebenwirkungen auf Penis und Schwellkörper unterscheiden sich von Wirkstoff zu Wirkstoff. So ist bei Erektionsstörungen beispielsweise der Betablocker Bisoprolol weniger gut geeignet. Bei Nebivolol wurden hingegen sogar positive Effekte auf die Erektionsfähigkeit beobachtet. Ebenso soll der ACE-Hemmer Ramipril die Erektionsfunktion fördern. Deshalb sollte die Auswahl dieser Medikamente immer individuell erfolgen. Nichtsdestotrotz ist Bluthochdruck einer der wichtigsten Risikofaktoren für Erektionsstörungen. Denn anhaltend hoher Blutdruck schädigt die Blutgefäße.

 

Impotenz als Folge von Krankheiten oder Operationen

Der Erektionsvorgang wird vor allem über das Gehirn und die Nerven gesteuert. Deshalb sind Erkrankungen oder Verletzungen des Gehirns und der Nerven eine weitere wichtige Ursache von Erektionsstörungen. Dazu zählen beispielsweise viele Querschnittlähmungen oder andere Verletzungen der Nervenbahnen im Rückenmark, auch durch Bandscheibenvorfälle.

Verletzungen des Gehirns (Schädel-Hirn-Traumata), Hirntumoren oder Schlaganfälle sind eine weitere Ursache. Außerdem das Hirn betreffende Erkrankungen wie Demenz, Epilepsie oder Parkinson. Der krankhafte Abbau der Nervenbahnen bei multipler Sklerose führt ebenfalls oft zu Erektionsproblemen. Es kommen aber nicht nur Erkrankungen von Gehirn und Nerven als organische Ursachen von Erektionsstörungen infrage. Auch Schilddrüsenfunktionsstörungen oder eine Überproduktion des Hormons Prolaktin können für eine Erektionsstörung verantwortlich sein.

Schwere Erkrankungen

Krebs (insbesondere bei Chemotherapie und/oder Bestrahlung) und Herzinfarkt sowie Funktionseinschränkungen von Nieren oder Leber sind eine weitere mögliche Ursache von Impotenz. Bei schweren Erkrankungen ist allerdings nicht immer genau zu trennen, ob die Erkrankung selbst oder beispielsweise die medikamentöse Therapie die Erektionsprobleme bedingt.

Operationen und Verletzungen

Typisch sind Erektionsstörungen auch als Nebenwirkungen oder Folge von Operationen im Bereich des Beckens oder der Prostata. Bei diesen Eingriffen werden beispielsweise mitunter Nervenbahnen beschädigt, die für die Erektion unverzichtbar sind.

 

Testosteron-Mangel (Hypogonadismus)

Unzweifelhaft hat das männliche Sexualhormon Testosteron Einfluss auf die Erektion. Der genaue Effekt auf Erektionsstörungen aber ist abschließend nicht geklärt. Experten gingen lange davon aus, dass ein verminderter Testosteronspiegel kaum eine Rolle spielt. Nun aber legen aktuelle Studien nahe, dass der Testosteronmangel bei der hormonellen Funktionsstörung Hypogonadismus eine deutlich größere Rolle spielen könnte. Testosteronmangel entsteht bei Männern unter 50 durch eine krankhaft gestörte Hormonproduktion in den Keimzellen (primärer Hypogonadismus) oder seltener in der Hirnanhangsdrüse (sekundärer Hypogonadismus). Männer jenseits des 50. Lebensjahres kommen früher oder später in die Wechseljahre. Bei ihnen nimmt die Testosteronproduktion alterungsbedingt ab. Man spricht dann vom partiellen Androgendefizit des älteren Mannes (PADAM). Eine Therapie mit Testogel / Nebido (Testosteron-Substitution) kann in diesen Fällen in Erwägung gezogen werden.

 

Impotenz und Psyche

Ohne Zweifel ist die männliche Potenz auch eine Frage der Psyche. Stress, Streit, Krisen oder traumatische Erlebnisse drücken sich mitunter durch Unlust oder vorübergehende Impotenz aus. Bei anhaltender Belastung kann sich das verselbstständigen. Deshalb geht ein kleiner Teil der behandlungsbedürftigen Erektionsstörungen auf psychische Ursachen zurück.

 

Verhaltensbedingte Ursachen

Schließlich ist es auch das Verhalten, das eine Erektionsstörung verursachen kann. Rauchen (Drogen/Kiffen), Bewegungsmangel und fettreiche Ernährung setzen vor allem dem Herz-Kreislauf-System zu. Sie fördern unter anderem Bluthochdruck und Arteriosklerose – und damit zwei der wichtigsten Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen. Auch Alkoholiker sowie Männer mit einem hohen Alkoholkonsum erkranken überdurchschnittlich häufig an erektiler Dysfunktion.

 

Auf die Diagnose kommt es an

Sie sehen: Es gibt viele Ursachen für Erektionsstörungen. Und selbst die hier aufgeführten Möglichkeiten sind nicht vollständig. Für die bestmögliche Behandlung ist die Diagnose von entscheidender Bedeutung. Nur wenn die Ursache einwandfrei erkannt ist, lässt sich eine Therapie entsprechend einleiten. Im Zentrum für Erektionsstörungen sind Sie von Anfang an in besten Händen – für eine treffsichere Diagnose mit bestmöglichen Erfolgsaussichten in der Behandlung.
 

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Sechs Fragen an Doktor Diehm:

Prof. Dr. Diehm beantwortet häufige Fragen zu erektilen Dysfunktion

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